Episches Gesamtkunstwerk

Der Männerchor Somborn nimmt mit „Kumbayaian Rhapsodie“ am virtuellen Chorwettbewerb Musica Orbis in Prag teil. Foto: gn

Die ersten Kommentare in den sozialen Netzwerken sind eindeutig: „Ganz großes Kino“ und „Dieses Stück ist megageil geworden“ schreiben zwei Nutzerinnen auf Facebook. Gemeint ist der „Kumbayaian Rhapsody“ des Männerchors Somborn.

Freigericht – Das neueste „Homeoffice-Werk“ der Somborner Sänger um die musikalischen Leiter Dr. Martin Trageser und Volker Bernhart sowie Vorsitzenden Christoph Klein ist eine echte Eigenproduktion. Der Mix aus klassischen Chorstücken, Rock ‘n’ Roll und Hessen-Rap stammt aus der Feder von Volker Bernhart. Einstudiert haben es die Somborner seit März. Damit nimmt der Chor am virtuellen internationalen Wettbewerb Musica Orbis teil.

48 Sänger haben sich an dem Stück beteiligt. Volker Bernhart hat dafür jede Sequenz und jede Stimmlage als Tutorial eingesungen. Die Sänger haben sich die Sequenzen heruntergeladen, angehört, geprobt und dann ebenfalls als Tonspur eingesungen sowie eigene, kleine Videos dazu erstellt. Die Regie hatte dabei der gesamte Chor: In gemeinsamen, teilweise stundenlangen virtuellen Treffen kam eine Idee zur nächsten. So entstand ein einmaliges Stück, das polarisiert. „Wir haben ein kleines Kunstwerk geschaffen, an dem sich sicher die Geister scheiden“, so Vorsitzender Klein. Der Chor sei sich bewusst, dass die Rhapsodie nicht an den Online-Erfolg des „Wellermans“ anknüpfen wird. Das erste virtuelle Werk der Somborner hat inzwischen knapp 460.000 Klicks auf Youtube. „Und wer sucht schon im Netz nach einer ‚Kumbayaian Rhapsody’?“, fragt Klein rhetorisch. Um Klickzahlen aber gehe es gar nicht. „Allein der kreative Prozess dahinter hat wieder eine enorme Dynamik im Chor ausgelöst. Wir alle sind jetzt umso heißer darauf, ab Juni unter Einhaltung der Corona-Konzepte wieder gemeinsam unter freiem Himmel zu proben“, so Klein. Die Freude am Gesang und am Experimentieren ist in jedem Take des Werks zu spüren. Denn neben dem Gesang legten die Sänger sich auch bei den Videosequenzen ins Zeug. Ein Extralob verdienen Volker Bernhart und Björn Bock. Bernhart hat die Audiospuren gemischt, Björn Bock die Videos synchronisiert und zusammengeschnitten. Allein die Videobearbeitung hat viele Stunden Nachtarbeit vom Familienvater abverlangt. Das Ergebnis: Das Video an sich ist herausragend, zusammen mit der Musik ergibt sich ein für den Somborner Laienchor episches Gesamtkunstwerk mit einer gehörigen Portion Selbstironie.

Ein weiterer Ansporn für die Sänger, so viel Herzblut in das Projekt zu stecken, ist die Teilnahme am internationalen Chorwettbewerb Musica Orbis in Prag. Die Macher suchen für die Online-Version des Wettbewerbs bewusst nach besonderen und ausgefallenen Beiträgen. Genau das bekommt die fünfköpfige internationale Jury vom Männerchor Somborn geliefert. „Trotzdem: Ein Chor wie der unsere lebt natürlich von der Gemeinschaft und der Geselligkeit“, so Klein. „Deshalb kann unsere Rhapsodie nur ein Auftakt sein für die nächsten Wochen und Monate, in denen wir den Chor und den gesamten Verein wieder neu beleben wollen. Der Social-Media-Erfolg unserer beiden virtuellen Stücke ist dafür eine optimale Vorlage.“

Wie und wann der Männerchor wieder in die Präsenzproben einsteigt, erfahren Interessierte auf Instagram @mc1891somborn und auf Facebook @chor1891somborn.