Das ist mir doch egal! – Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Das ist mir doch egal! Dieser Satz, oft gedankenlos ausgesprochen, sorgt meist für Ärger, will er ja auch den Angesprochenen unter Umständen ärgern. Das Ziel wird immer wieder erreicht, es sei denn, der Angesprochene ist genauso hintenherum wie der Sender des Appells (Mach’ doch, was du willst!) und reagiert eben genauso (Gut, dann mach’ ich, was ich will!). Da weiß dann jeder alles oder auch nichts. Es ist nicht Fisch oder Fleisch, wie wir zu sagen pflegen. Eben ohne Meinung.

Dabei sollten wir immer eine Meinung haben. Wir könnten ja auch sagen, ich bin mit beidem einverstanden. Leider ist das aber nicht immer so einfach. Und da kommt dann wieder „Egal“ ins Spiel. Die Steigerung ist ja „Scheißegal“. „Schnuppe“ klingt besser, oder „piep egal“, oder die Steigerung „schnurzpiepegal“, aber auch „wurscht“ wäre so ein Ausdruck, der eine gute Beschreibung liefert, wenn einem etwas einerlei ist. Mit Beispielen lässt sich das immer leichter erklären. „Kann ich die Musik lauter stellen?“ Wer bei dieser Frage mit egal antwortet, muss eventuell mit lautem Gegröle zurechtkommen. Meine Antwort wäre in diesem Fall immer nein, denn ich vertrage laute Musik nicht mehr. Obwohl ich Hörgeräte-Träger bin und diese einfach herausnehmen könnte. Oder die Frage: „Willst du lieber Schnitzel oder Salat?“ Da käme bei mir nie ein egal, sondern ein ja, am besten beides, heraus. Auch die Frage „Fahren wir dieses Jahr lieber in die Berge oder an die See in den Urlaub?“ ist für mich keiner „Egal-Antwort“ würdig. Bei mir wäre die Antwort, „Super, im Mai in die Berge und im September an die See!“ Man gönnt sich ja sonst nichts.

Gut, in diesem speziellen Jahr 2020 ist das ein schlechtes Beispiel. Es kommen aber wieder bessere Zeiten. Auch die Frage Kaffee oder Tee ist für mich keine „Egal-Frage“. Als morgens Tee- und mittags Kaffeetrinker entscheide ich nach Tageszeit. Bei Bier oder Schnaps kam bei mir früher: eines nach dem anderen und nicht egal. Heute wäre die Antwort: Weder noch. So ändern sich die Zeiten und die Antworten. Für „Egal“ habe ich allerdings heute noch wenig Platz. Für mich ist „Egal“ eher negativ belegt und steckt voll Frustration. Frust darüber, dass man die Entscheidung ja doch nicht beeinflussen kann. „Die machen ja doch, was Sie wollen!“ Hier hat jemand resigniert und sich vom Alltagsgeschehen verabschiedet. Er überlässt Anderen die Entscheidung. Leider. Gift, dass die Demokratie gefährdet und Beziehungen scheitern lässt. Frust ist auch ein Lustkiller. Wir sollten nicht die Lust am Leben verlieren. Wer Lust auf Leben hat, kennt das Wort „Egal“ nicht, weil ihm nichts egal ist. Er interessiert sich für sein Umfeld und die sich darin bewegenden Menschen, Tiere und Dinge. Er hat ein inneres Interesse, dass es allen gut geht.

Doch auch mir ist manches egal. Bedeutungslos, nebensächlich und ohne Relevanz ist für mich die Fußballbundesliga geworden. Ein Spiel ohne Zuschauer für viel Geld. Da fehlen mir die Worte und Emotionen. Daran will ich mich auch nicht gewöhnen. Und da ich es nicht ändern kann, ist es mir mittlerweile schnurzpiepegal. Ich setze mich lieber für Kunst und Kultur ein. Die sind mir wichtiger und nicht egal. Habt Lust am Leben, bleibt kritisch, aber vor allen Dingen gesund.

Ei Gude, wie