Der Kandidat steht / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Der Kandidat steht endlich fest. Ich habe mich geirrt. Markus Söder lässt Armin Laschet den Vortritt. Was für ein Gezerre und Gezanke. Man spricht von zwei hervorragenden Kandidaten, also einer schwierigen Auswahl. Und leider standen die Regularien nicht so richtig fest. Wie bitte!? Von 72 Jahren Bundesrepublik stellt die Union 52 Jahre den Kanzler, Pardon, und die Kanzlerin. Die Regularien stehen sehr wohl fest, im Grundgesetz Artikel 21 und im Parteiengesetz.

Klarer Vorteil für Laschet. Ja, aber die Umfragewerte! Sie deuten unmissverständlich auf Söder. Da frage ich mich, stellen jetzt die Meinungsumfrager die Kandidatinnen und Kandidaten? Oder an den Gesetzen vorbei, die Fraktion, weil es da einem besser passt? Und das wollen Demokraten sein! Mich erschreckt dabei, dass das scheinbar gar keinen interessiert.

Da werden offizielle Gremien wie Parteivorstände kurzerhand zu Hinterzimmern abgestempelt, wohl wissentlich, dass das so nicht stimmt, sondern genau die Stellen sind, an denen entschieden werden muss.

Was will man aber machen, wenn einem diese Entscheidung nicht gefällt? Schauen wir auf das, was Markus Söder, der Ministerpräsident von Bayern, gemacht hat, dann erhalten wir die Antwort. Er hat gestänkert und so das Ansehen von Armin Laschet und sein eigenes beschädigt. Er wollte am gesetzlich vorgesehenen Weg vorbei an die Macht. Dass er und seine Anhänger das anders sehen, liegt in der Natur der Sache.

Nur: Er hat versucht, sich über Gesetze hinwegzusetzen. Als Ministerpräsident! Sauber, sage ich da nur. Alles scheinbar ohne Konsequenzen. Schau’n mer mal. Vom 25. April ab, in 154 Tagen oder andersherum in 22 Wochen findet die Bundestagswahl statt. Diese Zeit müssen wir Wählerinnen und Wähler nutzen. Die Kandidatinnen und Kandidaten buhlen um unsere Gunst. Sagen wir ihnen, was wir wollen. Wir wollen einen Bundestag mit den gesetzlich vorgesehenen 598 Abgeordneten und nicht mit wie jetzt 709 oder gar mit 800 Abgeordneten. Die Koalition, die den Auftrag hatte, eine Änderung herbeizuführen, hat meiner Ansicht nach versagt, im Wesentlichen wegen der Union. Dabei wäre das ganz einfach gewesen. Man halbiert die Zahl der Direktmandate von heute der Hälfte, gleich 299 Abgeordnete, auf ein Viertel. Das wären, gerundet 150. Da könnte die Union rein rechnerisch alle Direktmandate erringen, dies würde trotzdem zu keinen Überhangmandaten führen. Das alte Verfahren nutzt nur der Union. Das sagt aber keiner. Schon ein Grund, die Union nicht zu wählen. Dazu kommt das Gezänke um den Kandidaten. Wie geräuschlos und staatsmännisch haben das die Grünen absolviert. Bravo! Verkehrte Welt. Vor vierzig Jahren war das noch umgekehrt. Damals erklärte die Union die Grünen kurzerhand für regierungsunfähig. Und heute? Heute erklärt sich die Union selbst als unfähig, finde ich.

Eine Erneuerungskur in der Opposition würde der Union gut stehen. Jetzt müssten nur wir Wählerinnen und Wähler der Union den Gefallen tun und sie nicht wählen. Meiner Meinung nach ist es höchste Zeit für einen Wechsel. Nicht nur in der Richtung, vor allen Dingen in Sachen Anstand und Charakter.

Ei Gude, wie!