Tempo 130 reicht / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?!

Helmut Müller

Wir Deutschen lieben unser Auto, ja, wir haben eine besondere Beziehung zu unserem Vehikel. Manche Männer sollen ihr Auto mehr lieben wie ihre Familie, sagt man.

Tatsache ist, dass so mancher Autobesitzer für die Pflege seines Wagens mehr Zeit aufwendet, wie für seine Familie. Soll es geben. Ich kenne aber keinen in meinem Umfeld.

Ja, so mancher hat einen solchen Typus schon in der Nachbarschaft gesehen. Früher, als ich noch jung war, wurden die Autos noch auf der Straße gewaschen, vornehmlich am Samstag. Wenn es abends in die Disco ging, sollte die Blechdose glänzen, der Innenraum war säuberlich gereinigt und ein Duft von Zitrone lud zum Verweilen ein.

Ja, es war ein Schlafzimmer auf vier Rädern und Falle zugleich. Viele, die keine Deutschen sind, behaupten, unsere Beziehung zum Automobil sei extrem. Ja, was extrem? Unser Auto ist ein Statussymbol. Immer noch, bei etlichen Landsleuten.

Das Auto sagt aus, was ich bin und habe. Auch wenn es auf Pump angeschafft wurde. Das weißt nur Du und die Bank. Also, was soll das? Freie Fahrt für freie Bürger. Und das im höchsten Tempo. Der Deutsche und sein Auto. Das wissen auch Politiker gut einzuschätzen. Wer gegen das Auto meckert, wird nicht gewählt. Basta!

Dabei fuhren unsere Autos nicht so schnell. VW Käfer, Opel Kadett, Renault R4 oder die Ente 2CV von Citroën waren alle nicht so schnell. Bei vielen war im Heck der Wackeldackel und die Rolle Toilettenpapier im gehäkeltem Klohut. Das waren Klassiker, die in vielen Fahrzeugen nicht fehlen durften. Später, als der VW Golf oder der Opel Manta kamen, da ging es auch um Geschwindigkeit. Mit denen hat der ein oder andere von uns schon an verbotenen Wettrennen teilgenommen. So mancher Schrauber hatte sein bestes Stück aufgemöbelt, damit es noch schneller fuhr.

In vielen Ländern gibt es mittlerweile eine Höchstgeschwindigkeit, bei uns noch nicht. Deutschland nimmt, was ein generelles Tempolimit auf Autobahnen anbelangt, eine Sonderstellung ein. Auf einem Großteil der Autobahnabschnitte ist freies Fahren erlaubt und nur eine Richtgeschwindigkeit von 130 km/h empfohlen. In allen anderen Ländern Europas sieht das jedoch anders aus. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn liegt in Europa zwischen 100 und 140 km/h für PKW und Motorräder. Dabei spräche vieles für eine Höchstgeschwindigkeit. Deutschland ist die einzige westliche Industrienation ohne generelles Tempolimit auf Autobahnen.

Aber immer mehr Bürger wünschen sich eine Begrenzung. In Deutschland sterben 13 Prozent der Verkehrstoten auf der Autobahn, in den anderen Ländern Europas, wo es Tempolimits gibt, sind es nur acht Prozent.

Ein allgemeines Tempolimit auf 130 auf den Autobahnen würde den Kohlendioxid-Ausstoß um bis zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid im Jahr vermindern. CDU-Chef Armin Laschet hat sich gegen ein Tempolimit von 130 ausgesprochen. „Zentral ist es, die Technologien zu verbessern, anstatt unsinnige Debatten wie die über ein pauschales Tempolimit zu führen“, so der Unionskanzlerkandidat. Für mich ist er mit dieser Meinung nicht wählbar. Ei Gude, wie!