Freiwillige App gegen Corona

Dr. Peter Tauber (CDU) Bundestagsabgeordneter

Die Corona-Pandemie stellt unser Land vor riesige Herausforderungen. Mit dem exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen steigt auch die Inanspruchnahme der ambulanten und besonders der stationären medizinischen Versorgung. Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und alle im Gesundheitswesen beschäftigten Menschen leisten jeden Tag am Rande ihrer Belastungsgrenze einen herausragenden Dienst, um Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen. Ihnen allen gilt unsere tiefe Dankbarkeit und größte Anerkennung für diesen außergewöhnlichen Einsatz.

Um einen Anstieg der Neuinfektionen zu verringern, haben viele Länder mittlerweile Kontakt- und Ausgangssperren verhängt. Diese wichtigen Maßnahmen stellen Angestellte, Unternehmen und Familien vor große Herausforderungen, denen wir mit weitreichenden staatlichen Hilfen zu begegnen versuchen. Gleichzeitig wissen wir aus epidemiologischen Studien, dass die Zahl der Neuinfektionen rapide steigen würde, sollten die Einschränkungen frühzeitig ersatzlos und vollumfassend aufgehoben werden.

Politik, Wissenschaft und Digitalwirtschaft diskutieren deshalb aktuell eine weitere Möglichkeit, um die Infektionsketten zu kappen: App-basierte Kontaktnachverfolgung. Die zugrunde liegende Idee sogenannter Tracking-Technologien ist einfach. Auf freiwilliger Basis installieren Nutzerinnen und Nutzer eine App auf ihrem Smartphone. Die App registriert die physische Nähe zweier Geräte, die für mehr als 15 Minuten weniger als 2 Meter voneinander entfernt waren. Wird bei einer Person später das Coronavirus diagnostiziert, können Nutzerinnen und Nutzer, die zuvor in engem Kontakt standen, umgehend informiert werden, um sich in häusliche Quarantäne zu begeben.

Das Ziel ist klar: Alle Infizierten und ihre Kontaktpersonen schnell isolieren, bevor sie das Virus weitergeben. Wenn uns dies gelingt, können wir langsam zur sozialen und wirtschaftlichen Normalität zurückzukehren. Eine Tracking-App schützt uns also nicht nur vor einer Infektion, sondern kann bestenfalls einen Beitrag zu einer Lockerung der Beschränkungen des öffentlichen Lebens leisten.

Was bei der Entwicklung von Tracking-Apps selbstverständlich nicht auf der Strecke bleiben darf, ist die Wahrung der Grundrechte. Nutzerdaten müssen maximal geschützt werden. Diesem Ziel hat haben sich auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschrieben. Sie verzichten auf den Einsatz von Ortsdaten und setzen stattdessen auf Bluetooth-Technologie. Mithilfe von Anonymisierung, Verschlüsselung und automatisierter Löschung von Daten wird vermieden, dass Bewegungsprofile erstellt oder einzelne Personen identifiziert werden können.

Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass es in Deutschland eine große Bereitschaft zur Solidarität gibt. Gemeinsam schützen wir besonders gefährdete Menschen und verhindern eine Überlastung unseres Gesundheitssystems. Damit nicht jeder Funke gleich zum Waldbrand wird, kann eine Tracking-App uns helfen noch besser zu werden. Rund 60 Prozent der Bevölkerung müssten eine solche App freiwillig installieren, um Erfolge erzielen zu können.