Ich bin Hanauer / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Unfassbar, am 5. Februar gab es den Tabubruch im Erfurter Landtag und am 19. Februar die zehn feigen Morde plus anschließenden Selbstmord in Hanau. In Hanau. Ganz nah. Wehret den Anfängen ist Vergangenheit und zu spät. Wir sind mittendrin.

Aber wir sind nicht hilflos! Wir müssen uns wehren! Gegen die Feinde unserer Demokratie. Gegen das sinnlose Morden. Mit friedlichen Mitteln! Aber wie? Zunächst Gedenken wir den Toten und trauern mit den Angehörigen. Wir solidarisieren uns mit den Menschen in Hanau. Ja, ich bin in diesen Stunden ein Hanauer! Nicht nur, weil ich in Hanau gearbeitet und gelebt habe, Hanau ist für mich auch ein Stück Heimat. Heimat, die ich mit verteidigen will. Verteidigen gegen diesen Angriff von Rechtsradikalen auf unsere Gesellschaft. Der Anschlag galt uns allen und hat wieder einmal Menschen mit Migrationshintergrund getroffen. Bei der Aktion von Oberbürgermeister Claus Kaminsky (#hanaustehtzusammen) bin ich dabei. Sie setzt ein Zeichen in die richtige Richtung. Klar, es ist ein Anfang und Handlungen müssen folgen. Eine muss die Verschärfung und Kontrolle von Waffenbesitz sein. Ich will nicht alle Waffenträger unter Generalverdacht stellen. Aber, eine Konsequenz aus den Taten der letzten Monate könnte auch ein absolutes Waffenverbot sein.

Im Fokus steht aber zunächst nicht nur der Täter, sondern auch die geistigen Brunnenvergifter in unserer Gesellschaft, die den Nährboden für solche Taten bereiten. Wir finden sie in den Reihen der AfD. Das ist keine Alternative für Deutschland, das ist eine Schande für Deutschland. Ob Alice Weidel oder Jörg Meuthen, viele AfD-Größen vergreifen sich permanent im Ton. Zitat gefällig? Bitte: „Immerhin haben wir jetzt so viele Ausländer im Land, dass sich ein Holocaust mal wieder lohnen würde“ von Marcel Grauf, einem Mitarbeiter zweier AfD Landtagsabgeordneter aus Baden-Württemberg. Die Echtheit sah ein Gericht als hinreichend erwiesen an. Einfach abscheulich.

Auch in den sogenannten sozialen Medien bedienen sich etliche dieses Tones. Da ist jedes Opfer ein Opfer zuviel. Ich persönlich setze dagegen: „Nie wieder Faschismus und nie wieder Krieg, gegen Rassismus, Hass, Gewalt und gegen Fremdenfeindlichkeit, für Frieden, Toleranz und für Völkerverständigung durch Aussöhnung und durch Annäherung. Allen Menschen Freiheit und Wohlstand in demokratischer Selbstbestimmung!“ Wie sagte der evangelische Pfarrer Martin Niemöller (1892-1984): „Als die Nazis die Kommunisten holten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Kommunist. Als sie die Sozialdemokraten einsperrten, habe ich geschwiegen; ich war ja kein Sozialdemokrat. Als sie die Gewerkschaftler holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Gewerkschaftler. Als sie die Juden holten, habe ich geschwiegen, ich war ja kein Jude. Als sie mich holten, gab es keinen mehr, der protestieren konnte!“ Als Häftling im Konzentrationslager Sachsenhausen wurde er zum Widerstandskämpfer und später engagierter Vertreter der Friedensbewegung. Lasst uns aufstehen! Lasst uns Druck auf unsere Politiker machen, damit sie endlich handeln! Wir dürfen uns nicht teilen lassen! Nur gemeinsam sind wir stark. Wir sind ein Deutschland! Ei Gude, wie!