Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch

Industriebetriebe im Kreis nutzen mehr Strom als Gas.

Main-Kinzig-Kreis – „Warum brauchen wir LNG-Terminals? Weil sonst alles den Bach runter gehen könnte: Denn es geht nicht nur ums Heizen“, schreibt der Zeitungsdienst Südwest in einer Betrachtung zum Thema Energieverbrauch in der Industrie.

Runde 4038 Millionen Megajoule (das sind rund 1.122 Millionen Kilowattstunden) im Jahr waren zuletzt allein für die Energieversorgung der hiesigen Industrie nötig und kamen über verschiedene Energieträger zusammen. Gas ist bis jetzt unverzichtbar. Es hängen vor allem Arbeitsplätze dran. 43,7 Prozent des Energiebedarfs der Industriebetriebe im Main-Kinzig-Kreis werden derzeit per Strom gedeckt. Bei Gas waren es zuletzt 37,1 Prozent. Bundesweit lagen diese Werte bei 20,6 Prozent Strom / 30,5 Prozent Gas.

54 Tage vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine hat die Industrie die Energiebilanzen zum 31. Dezember 2021 abgeschlossen und war guter Dinge: leichtes Plus beim Erdgas, leichtes Plus beim Strom. Datenbasis für diese Aussage sind die Zahlen über die Energieverwendung der Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes, die von den Firmen mit mehr als 20 Beschäftigten im Main-Kinzig-Kreis jedes Jahr zu melden ist.

Die derzeit aktuellen Zahlen, die in der Regionaldatenbank Genesis des Statistischen Bundesamtes und der Landesämter verfügbar sind, beziffern den Energieverbrauch bis Ende 2021. Gemessen wird in Megajoule (MJ). Wer der guten alten Kilowattstunde nachtrauert, kann umrechnen: 3,6 MJ entsprechen in der Regel einer kWh. Im Bund ist dieser Energieverbrauch von 2020 auf 2021 um 171,34 Milliarden Megajoule gestiegen (das sind rund 48 Milliarden Kilowattstunden).

Bezogen auf den Main-Kinzig-Kreis ergibt sich folgendes Bild, wenn es um den reinen Verbrauch geht: Kohle spielt keine Rolle. Erdgas trägt 1.497,36 Millionen MJ bei. Heizöl steuert 128,54 Millionen MJ bei. Fernwärme kommt auf 483,01 Millionen MJ. Mit runden 1.766 Millionen Megajoule (also rund 490 Millionen Kilowattstunden) ist Strom im Energiebudget vertreten. Im Bund kommt sogar der Energieträger „erneuerbare Energien“ zunehmend vor. Im Main-Kinzig-Kreis hat diese Energieklasse bereits 82,72 Millionen MJ erreicht. Aber bevor das zu Missverständnissen führt, damit ist kein Strom aus Wind, Wasser oder Sonne gemeint.

Statistisch umfasst der Begriff ‘’erneuerbare Energiequellen’’ beispielsweise Holzreste, Sägespäne, Pellets, Schwarzlauge, Tiermehl, Stroh, Pflanzenöle, Methanol, Biogas, Klärgas, Deponiegas, aber auch die Energie aus Wärmepumpen. Alles in allem lassen sich aus den Meldungen bis Ende 2021 rund 81,04 Millionen MJ Energiezufluss aus nicht näher definierten Quellen errechnen.

Ob im Main-Kinzig-Kreis oder sonst wo in Deutschland, für alle Industriestandorte spielt Strom eine Schlüsselrolle aber noch nicht die erste Geige: Bundesweit der meistgenutzte Energieträger in der Industrie ist Erdgas. Kohle kommt von der Energiemenge her an dritter Stelle und damit auch noch häufig vor – was aber nur für ganz bestimmte Standorte gilt, wo dann große Mengen kohlebasierter Energie, beispielsweise in Stahlwerken oder anderen Produktionsbetrieben, verbraucht werden. Außerdem gilt, alle Energieträger werden erfasst, aber nicht alle werden auch verheizt oder verstromt. Manche dienen auch als Rohstoff – beispielsweise Erdöl in Hautcremes oder Schmiermitteln.

Wer bei der firmeneigenen Energieversorgung auf Windkraft, Wasserkraft oder die Sonne setzt, steht statistisch unter Strom und steckt deswegen auch in den zuvor erwähnten 1.765,63 Millionen Strom-Megajoule. Denn für die statistische Erfassung ist laut Zeitungsdienst Südwest im Moment nur relevant, dass der letzte Energieträger Strom ist. Was er vorher war, Wasser, Kohle, Sonne oder was immer, ist bei dieser Form der Erfassung nicht relevant (Strom kann ja auch aus Kohle oder Gas kommen). Insofern kann der Gasbedarf sogar noch ein bisschen höher sein. Beispielsweise kann Methanol aus Erdgas auch Basis für Produkte sein, beispielsweise Klebstoff als Lösemittel. Das kommt aufs Herstellungsverfahren an. cd