Kein Verständnis für „Querdenker“

Reiner Bousonville

Endlich mal eine Meldung die gute Stimmung macht. Das war meine spontane Reaktion auf die Wahl in den Vereinigten Staaten von Amerika. Mit dem Sieg von Joe Biden und seiner Vizepräsidentin Kamala Harris endet eine Präsidentschaft in den USA, die uns in den vergangenen Jahren gezeigt hat, wohin ein Land steuert, in dem ein mit Lügen agierender, unverantwortlicher Populist oberster Staatslenker war.

Mit seiner auf Spaltung der Gesellschaft ausgerichteten populistische Politik hat er den Rassismus gefördert, hat die globale Herausforderung durch die Klimakrise, mit dem Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen, ignoriert und hat den guten Anstand mit seinen „Twitternachrichten“ nie gekannt. Bis zuletzt versuchte er, eine demokratische Wahl zu diskreditieren, erklärte sich zum Sieger, forderte die Auszählungen zu stoppen und erkannte seine Abwahl nicht an. So sieht ein schlechter Verlierer aus.

Aber es ist ein letztes Aufbäumen einer Person, die Fake-News hoffähig gemacht hat und der, auf die drängendsten nationalen und internationalen Herausforderungen, keine Antwort hatte. Dass er, bei dieser verheerenden politischen Bilanz, noch seine Wähler*innen mobilisieren konnte, gibt Rätsel auf.

Wie wohltuend ist es da, wenn sich der neu gewählte Präsident mit nachvollziehbarer Argumentation wieder der Wissenschaft und der Wahrheit verpflichtet sieht. Und wie wohltuend ist es da, dass in einem diversen, bunten Land erstmals eine Frau und noch dazu eine „Person of Color“ Vizepräsidentin wird.

Auch bei uns in Deutschland ist das politische Klima rauer geworden. Ein Ort dafür sind die nicht immer sozialen Medien, in denen sich immer häufiger schlecht gelaunte Mitmenschen aus der Anonymität heraus mit extremer Polemik einem

konstruktiven Dialog entziehen. Wir müssen verhindern, dass sich dieser Spaltpilz auch in unserer Gesellschaft ausbreitet. Wir müssen die Lösungen für die Klimakrise und die wirtschaftliche Herausforderung der Coronapandemie gemeinsam denken.

Das fängt schon mit den neuen Coronamaßnahmen an, die für den November gelten. Die treffen insbesondere die Gastronomie, Soloselbstständige und Künstler sehr hart. Dass dort der Unmut sehr groß ist, ist nachvollziehbar. Ich hoffe, dass mit den staatlichen Hilfsmaßnahmen existenzielle Gefahren vermieden werden können. Jeder ist gefordert, die getroffenen Maßnahmen zu befolgen, damit unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird und jeder kranke Mensch noch eine notwendige ärztliche Versorgung bekommt. Im Frühjahr ist es uns schon einmal gelungen, eine exponentielle Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern. Und solange es keine ausreichende Menge an Impfstoff - oder schnell wirkende Medikament gibt - ist es unsere einzige Chance mit Abstand und Kontaktbeschränkungen die Ausbreitung von Corona zu verhindern.

Keinerlei Verständnis habe ich für die sogenannten „Querdenker“, die sich zu tausenden über Schutzmaßnahmen hinwegsetzen. Deren Verhalten ist für alle Menschen unbegreiflich, die sich seit Monaten einschränken, um die Ausbreitung von

Corona einzudämmen. Fassungslos macht mich die Allianz der Coronaleugner mit den Rechtsextremen, die mit Parolen gegen die „Merkel-Diktatur“ durch Leipzig ziehen. Wir feierten am 3. Oktober das 30igste Jahr der Wiedervereinigung und damit der Überwindung einer Diktatur im Osten unseres Landes. Die heutigen Maßnahmen zum Schutz, insbesondere der Schwachen in unserer Gesellschaft, mit einer Diktatur gleichzusetzen, nur weil eine Maske getragen werden muss, entbehrt jeder Grundlage.