Mehr Freiheiten für Geimpfte

Max Schad (CDU)

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ich Vorschläge eines Sozialdemokraten lobe. Im Fall von Außenminister Heiko Maas, der ja auch einmal Bundesjustizminister war, muss ich aber eine Ausnahme machen: Seinen Vorstoß, Corona-Geimpften früher als Nicht-Geimpften wieder den Zugang zu Restaurants, ins Theater oder Kino zu ermöglichen, halte ich für richtig. Allenfalls kann man über den Zeitpunkt diskutieren, denn natürlich müssen wir zunächst in der Lage sein, allen Bürgerinnen und Bürgern ein umfassendes Impfangebot zu machen. Das soll laut Auskunft von Kanzlerin Merkel bis Ende des Sommers der Fall sein.

Aktuell, wo nur Menschen ab 80 Jahren sowie Pflegepersonal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen in den Genuss einer Impfung kommen, würde eine solche Entscheidung verständlicherweise dazu führen, dass ein tiefer Riss durch die Gesellschaft geht. Denn natürlich darf es in unserem Land keine Zweiklassen-Gesellschaft geben, wenn nicht für alle die gleichen Ausgangsbedingungen herrschen.

Und dennoch ist es mir ein Anliegen, einige Punkte bereits frühzeitig einzuordnen: Immer wieder höre ich, dass Geimpften „Privilegien“ eingeräumt würden. Dieser Ansatz ist falsch und vollkommend irreführend. Eingriffe in die individuellen Freiheitsrechte, wie wir sie aktuell leider alle erleben, aufgrund der Gefährlichkeit der Situation aber richtigerweise akzeptieren, müssen immer gut begründet sein. Und deshalb sollten Geimpfte ihre Grundrechte natürlich wieder ausüben dürfen, sofern sie keine Gefahr mehr für sich und andere darstellen. Das hat nichts mit „Sonderrechten“ zu tun.

Eine wichtige Hürde gilt es freilich noch zu überwinden: Noch ist wissenschaftlich nicht 100-prozentig geklärt, dass ein Geimpfter das Virus nicht mehr übertragen kann. Doch hier wird hoffentlich bald Klarheit herrschen. Mit jeder Impfung, die in diesen Tagen erfolgt, erhalten wir mehr Informationen. Bald werden wir also wissen, ob Geimpfte das Virus theoretisch weitertragen können. Aufgrund dieser Datenlage, die Tag für Tag wächst, müssen wir entscheiden, wie es weitergeht. Deshalb ist das keine Diskussion, die wir erst im Sommer führen können, damit müssen wir hier und heute bereits beginnen.

Es geht dabei auch darum, den Menschen deutlich zu machen: Es ist wichtig, sich impfen zu lassen. Um die Herdenimmunität zu erreichen, müssen sich 60 bis 70 Prozent der Menschen einer Impfung unterziehen. Und auch wenn der Ansturm auf die Impfhotline in den vergangenen Tagen groß war, so fürchte ich doch, dass wir bei einigen Skeptikern noch reichlich Überzeugungsarbeit werden leisten müssen. Ich kann Unsicherheiten und Ängste verstehen. Doch auch, wenn die Entwicklung des Corona-Impfstoffs in Rekordzeit erfolgt ist, so wurden hohe Sicherheitsstandards erfüllt. Der Grund, warum dieses enorme Tempo an den Tag gelegt wurde, ist simpel: COVID-19 bedroht uns alle. Unsere Welt steht seinem fast einem Jahr quasi still. Und wir alle wollen, dass sie sich schnellstmöglich weiterdreht.