Die Maus im TV / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller.

Am 7. März 1971, es war ein Sonntag, stimmen 94 Prozent der Mitglieder der britischen Postgewerkschaft für den Abbruch des Streiks, der seit dem 20. Januar andauert. Die britische Regierung ist den Forderungen nach einer Lohnerhöhung um 15 Prozent bislang nicht nachgekommen. Außerdem demonstrieren in London 3000 Frauen von „Women’s Liberation Movement“ (Bewegung für die Befreiung der Frau) für die Gleichberechtigung der Frau. Aber, an diesem Sonntag wurde auch zum ersten Mal die Sendung mit der Maus, produziert vom Westdeutschen Rundfunk (WDR), im Ersten Deutschen Fernsehen (ARD) gezeigt. Ein Kronjuwel des Deutschen Kinderfernsehens wurde geboren. Das hat damals noch keiner geahnt.

Die Sendung läuft heute noch, also schon seit bald 48 Jahren. Solange begleiten mich die Maus und der Elefant und alle anderen Stars der Serie. Und ich schau sie heute noch gern. Meine Sendezeit ist der Sonntag um 11.30 Uhr im Kika. Wenn das nicht passt, sie wird die darauffolgende Woche fortlaufend in den Dritten wiederholt. Da ist immer ein Termin drin. Nie langweilig, immer spannend und unterhaltend. Damals, als 19-Jähriger, wurde ich oft ausgelacht und belächelt. Ich habe es überlebt. Es hat mich auch ein Stück geprägt. 1972 lief dann noch Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt. Wer kennt das noch? Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt ist ein Kinderbuch des Sylter Autors Boy Lornsen aus dem Jahre 1967. Nach der Buchvorlage produzierte der WDR einen aufwendigen Fernsehfilm, der in vier Teilen erstmals am 3. September 1972 im Ersten ausgestrahlt wurde. Regie Armin Maiwald, der Macher der Sendung mit der Maus. Ein Fliewatüüt kann fliegen wie ein Hubschrauber, deshalb „Flie“. Es kann wie eine Ente auf dem Wasser schwimmen, deshalb „wa“. Und es kann aber auch auf der Straße fahren, genau wie ein Auto, nur viel langsamer. Autos „tüüten“ sehr häufig, deshalb „tüüt“. Angetrieben wird das Fahrzeug mit Himbeersaft aus dem Vorratskeller. Ist das nicht genial?! So gefällt mir mein Deutschland.

Neben Armin Maiwald verbinde ich noch Christoph Biemann mit der Sendung mit der Maus. Die Idee hatte Gert Müntefering. Von ihm stammt auch das Konzept. Mit dabei sind heute auch Ralph Caspers, Malin Büttner, Johannes Büchs, Siham El-Maimouni, André Gatzke und Clarissa Corrêa da Silva. Die Sendung mit der Maus ist eine der erfolgreichsten Kindersendungen im deutschen Fernsehen. Kern der Sendung sind sogenannte Lach- und Sachgeschichten, zu denen neben kurzen Zeichentrickfilmen auch jeweils ein Wissensfilm, beispielsweise über die Herstellung oder Funktionsweise eines Alltagsgegenstandes, zählt. Die Sendung besteht aus drei Grundelementen, die scharf voneinander abgetrennt sind. Die Sachgeschichten sollen den Kindern Wissen vermitteln. Die Lachgeschichten dienen der Unterhaltung und dem Nachdenken. Die animierten Maus-Spots fungieren als Trennelemente. Die Titelmusik komponierte Hans Posegga im Jahre 1971, den Text im Vorspann spricht Günter Dybus. Stars sind neben der Maus und dem Elefanten der kleine Maulwurf, Petzi, Nelli und Priesemut, Shaun das Schaf sowie Käpt’n Blaubär, eine Figur von Walter Moers. Ei Gude, wie!