Die Würde / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Die Würde des Menschen ist unantastbar, so heißt es schon in Artikel 1 unseres Grundgesetzes (GG). Und weiter in Absatz 1: Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Absatz 2 sagt: Das deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt. In Absatz 3 folgt: Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

Die Grundrechte sind in den Artikeln 1 bis 19 des GG niedergeschrieben. In der ganzen Welt werden wir darum von vielen Menschen bewundert und beneidet. Sie wurden schon oft abgeschrieben und sind Bestandteil anderer Verfassungen. Darauf können wir stolz sein. Das Grundgesetz ist seit der Ausfertigung am 23. Mai 1949 circa 60 Mal geändert worden und gilt seit dem 24. Mai 1949.

Was aber ist eigentlich die Würde des Menschen? Wie bereits gesagt, in Artikel 1 steht: Die Würde eines Menschen ist unantastbar. Das heißt, die Würde darf auf keinen Fall verletzt werden. Alle Menschen sind gleich wertvoll. Es ist egal, welche Religion sie haben, aus welchem Land sie kommen, ob Frau oder Mann, oder wie alt wir sind. Immanuel Kant, ein deutscher Philosoph, der vom 22. April 1724 bis zu seinem Tod am 12. Februar 1804 in Königsberg in Ostpreußen lebte, erklärt die Menschenwürde so: Dinge sind wertvoll, wenn wir sie brauchen können. Ein Schuh ist zum Beispiel wertvoll, wenn er passt und man mit ihm gut laufen kann. Wenn der Schuh kaputt ist und niemand mehr in ihm laufen kann, hat er keinen Wert mehr. Bei Menschen ist das anders, sagt Kant. Der Mensch hat immer einen Wert. Auch wenn er krank ist. Auch wenn er nicht arbeiten kann. Wenn etwas immer einen Wert hat, sagt man, es hat eine Würde. Jeder Mensch ist deshalb wertvoll, weil er ein Mensch ist. So einfach war das, schon im 18. Jahrhundert.

Weit gefehlt, es dauerte noch bis zum Jahre 1919, mit der Weimarer Reichsverfassung wurde der theoretische Ansatz in der Verfassung festgeschrieben, der nach der Naziherrschaft von 1933 bis 1945, mit dem Grundgesetz von 1948 wieder in der Verfassung verankert wurde, und diesmal sogar in Artikel 1. Damit ist aber lange noch nicht alles in Ordnung. Es muss auch gelebt werden. Und da hapert es meiner Meinung nach. Wie soll jemand andere in Würde behandeln, wenn er seine eigene Würde nicht gefunden hat. Nur wer sich seiner eigenen Würde bewusst ist, kann die Würde anderer achten. Er ist dann auch nicht mehr verführbar. Das kann ein langer Lernprozess sein, der bei manchem von uns ein Leben lang dauert. Würdelose Menschen gibt es schon immer, nur durch die sozialen Medien haben sie einen Multiplikator gefunden, der ihren „Dreck“ weltweit verbreitet. Das ist genau das, was sie wollen, möglichst viele erreichen, um ihre niedermachenden Botschaften absetzen zu können. Das ist es, nicht mehr. Wie sagte Emmanuel Kant: „Der Friede ist das Meisterwerk der Vernunft!“, und weiter: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ Und ich sage darauf, lasst uns würdevoll miteinander umgehen! Ei Gude, wie!