Rentenniveau anheben

Sabine Leidig (Linke)

Mit dem Rentenpaket wird der Sinkflug des Rentenniveaus nur bis 2025 gestoppt. Das ist zu kurz und das ist zu wenig.

Im Unterschied zur gefloppten Riesterrente entwickeln sich die gesetzliche Rente und auch die Rentenkasse aktuell stabil. Nie war die Zeiten reifer als heute für eine gerechte Rentenreform - damit Armutsrenten keine Zukunft haben. Der Rentenbeitragssatz ist heute auf dem niedrigsten Stand seit 22 Jahren. Eine moderate jährliche Beitragserhöhung würde zusammen mit einer Überführung der unsinnigen Riesterförderung in die Rentenkasse deutliche finanzielle Spielräume für eine solche große Reform eröffnen.

Wer jetzt - wie die FDP - eine Beitragssatzsenkung fordert, zeigt nur, dass ihm die Zukunftsperspektiven der älteren und der jüngeren Generation völlig egal sind. Denn ein sicheres Rentenniveau ist besonders für all diejenigen wichtig, die 2040, 2050 oder 2060 in Rente gehen werden. Alle die sagen, eine gute Rente sei zu teuer, machen nur die Politik der Reichen und der Arbeitgeber.

Bei der Rente geht es um die Wertschätzung von Lebensleistung. Das heißt unter anderem: Bei der Rente geht es erstens darum, dass Menschen nach einem langen Arbeitsleben ein Leben in Würde führen können und nicht in Armut leben müssen.

Bei der Rente geht es zweitens darum, dass Menschen im Alter ihren im Berufsleben erarbeiteten Lebensstandard in etwa halten können.

Bei der Rente geht es drittens darum, dass Frauen und Männer, die Kinder erziehen, für diese Leistung in den ersten drei Lebensjahren des Kindes so viel Rente erhalten müssen, als wenn sie in dieser Zeit durchschnittlich verdient hätten - in gleicher Höhe in Ost und West und egal, wann die Kinder geboren wurden.

Bei der Rente geht es viertens darum, dass Menschen, die zu krank zum Arbeiten sind, in der Rente so gestellt werden, als wenn sie bis zu ihrem 65. Geburtstag gesund durchgearbeitet hätten. Kranke dürfen nicht mit Abschlägen, also mit Rentenkürzungen für ihren unfreiwilligen Renteneintritt bestraft werden.

Fünftens benötigen Menschen, die in unserem Land gezwungen waren, zu geringen oder zu niedrigen Löhnen zu arbeiten, einen guten Ausgleich in der Rente.

Ja, das alles kostet Geld - von Beschäftigten, von Arbeitgebern und Steuerzahlenden. Aber soziale Sicherheit ist sehr wertvoll für die Gesellschaft. Wenn alle bereit sind, ihren fairen Anteil zu zahlen, ist das finanzierbar.

Die Regierung stoppt mit dem Rentenpakt nur den Sinkflug des Rentenniveaus und das auch nur bis 2025. Das ist zu wenig. Um den Lebensstandard im Alter zu sichern, brauchen wir wieder ein höheres Rentenniveau. Gewerkschaften und Sozialverbände sehen das auch so. Der Sozialverband Deutschland und wir Linken fordern 53 Prozent Rentenniveau. Eine Standardrentnerin hätte dann 122 Euro mehr. Das ist finanzierbar, auch im Jahr 2030.