Gemeinsam gegen das Virus

Udo Bullmann (SPD), Europaabgeordneter

Diese Woche starteten in Hessen die Anmeldungen für die Corona-Impfungen für über 80-jährige Menschen. Der Zugang zu Impfmöglichkeiten und die Verteilung von Impfstoffen ist im wahrsten Sinne existenziell. Denn sie entscheiden direkt und unmittelbar über hunderttausende von Leben.

Die Zulassung von Impfstoffen sind ein Hoffnungsschimmer in einer betrübten Lage. Vor Ort wurden binnen kürzester Zeit Impfzentren errichtet, um alle möglichst zeitnah zu versorgen. Auch der Main-Kinzig-Kreis stellte vorbildlich und schnell Impfzentren in Gelnhausen und Hanau auf die Beine. Zahlreiche Helfer, Sanitäter, medizinisches Personal und Ärzte haben sich bereit erklärt, die Impfaktionen zu unterstützen.

Die schon zutage getretenen Engpässe bei der Terminvergabe haben die Menschen enttäuscht. Zusätzlich fragen sich gerade ältere Menschen zurecht, wie sie aus weit entlegenen Gebieten zu den zentralen Impfzentren kommen können. Weder das gegenwärtige Chaos bei der zur Verfügung Stellung von Impfstoffen, noch der Wohnort dürfen aber einer schnellstmöglichen Versorgung unserer Bevölkerung im Wege stehen. Die Politik ist gefordert.

Doch nicht nur in Hessen liegen bei der Umsetzung von flächendeckenden Impfungen noch große Aufgaben vor uns. Gerade die Diskussion um die Bestellungen der Impfstoffmengen verdeutlicht, dass wir aus Gründen der internationalen Solidarität aber auch im Eigeninteresse eine globale Strategie brauchen. Während die wirtschaftlich stärksten Länder der Welt sich Impfstoffe bereits vor deren Zulassung sichern konnten, sind die ärmsten und bevölkerungsstärksten Länder massiv unterversorgt.

Durch eine koordinierte Impfstoffvergabe in Relation zur jeweiligen Bevölkerungszahl wären 61 Prozent aller weltweit zu befürchtenden Todesfälle verhinderbar. Wird die gleiche Impfstoffmenge nur in den reichen Ländern verwendet, wären es lediglich 33 Prozent. Wir brauchen eine massive Ausweitung der Produktionskapazitäten für Impfstoffe. Das würde nicht nur Versorgungsmöglichkeiten erhöhen, sondern auch den Preis für den Impfstoff senken und erschwinglich machen.

Die Europäische Union hat sehr früh begonnen mit der Welthandelsorganisation WHO und deren Covax-Programm zusammenzuarbeiten. Dieses Programm soll den Zugang zu Impfstoffen für alle Menschen ermöglichen. Ein klares Bekenntnis zur solidarischen Verteilung von Impfstoffen ist ein Akt der Menschlichkeit, aber auch ökonomisch vernünftig. Gerade wir als Exportnation haben ein vitales Interesse an der Normalisierung des globalen Handels. Eine globale Impfkampagne würde neue Erregerwellen eindämmen und uns vor eingeschleppten Mutationen schützen. Der Pandemie gemeinsam zu begegnen, statt vor aller Augen eine vermeintliche unterschiedliche Wertigkeit von Menschen vorzuführen, das muss unser Anspruch sein in Hessen und weltweit.

Corona kennt keine nationalen Grenzen. In einer globalisierten und vernetzten Welt können wir das Virus nicht allein besiegen, sondern nur gemeinsam!