Es war ein Fehler, dass die hessische Landesregierung nicht alle 28 Impfzentren einschließlich in Hanau und Gelnhausen, wie von Claus Kaminsky, Thorsten Stolz und allen Landrätinnen und Landräten parteiübergreifend zurecht gefordert, von Anfang an geöffnet hat. So werden ältere Menschen aus dem Main-Kinzig-Kreis gezwungen, eine sehr weite Anfahrt auf sich nehmen zu müssen. Wer nicht mehr selbst Auto fahren kann, muss sich zudem einem unnötig langen Infektionsrisiko in einem Taxi durch den Fahrer aussetzen.
Am schlimmsten ist jedoch, dass insgesamt zu wenig Impfstoff zur Verfügung steht. Mich regt es auf, wenn die Kanzlerin jegliche Kritik daran damit abbügelt, indem sie auf die gemeinsame Bestellung über die EU verweist und so tut, als hätte sie damit nichts zu tun. Niemand bestreitet, dass es richtig gewesen ist, auf nationale Alleingänge zu verzichten und gemeinsam über die EU zu bestellen. Aber die Kanzlerin und der Gesundheitsminister hätten rechtzeitig darauf drängen müssen, dass die EU viel früher viel mehr Impfstoff bestellt und wesentlich größere Produktionskapazitäten vereinbart. Schließlich hatte Deutschland im zweiten Halbjahr 2020 den EU-Ratsvorsitz inne und die Kanzlerin hat beste Beziehungen zur EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Spätestens im Herbst 2020 hätte es den Start eines runden Tisches aller europäischen Pharmakonzerne zusammen mit den Impfherstellern geben müssen, um die Produktionskapazitäten gemeinsam auszubauen und zu optimieren. Zu viel bestellte und produzierte Impfdosen hätten an Entwicklungsländer abgegeben werden können. Die derzeit zu wenigen Impfdosen kosten jeden Tag viele Menschenleben und insgesamt hunderte Milliarden Euro durch einen langen Lockdown. Wenn die Risikogruppen geimpft sind (90 Prozent der Todesfälle betreffen über 70-Jährige), sollten umgehend die meisten Einschränkungen zurückgenommen und nicht erst weitere Monate auf eine Herdenimmunität gewartet werden. Bis dahin gilt: AHA-Regeln einhalten und Kontakte einschränken!