75 Jahre Frieden in Freiheit für das deutsche Volk / Von Helmut Müller Ei Gude, wie?

Helmut Müller

Der 8. Mai ist als Tag der Befreiung in verschiedenen europäischen Ländern ein Gedenktag, an dem als Jahrestag zum 8. Mai 1945 der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht und damit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa und der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht wird. Er wird teilweise als stiller Gedenktag oder als Feiertag mit großer öffentlicher Beteiligung begangen. Diktator Adolf Hitler hatte sich am 30. April 1945 durch Selbstmord der Verantwortung entzogen.

In diesem Jahr jährt sich das Ende zum 75. Mal. Das „Dritte Reich“, von seinen Machern auch als „Tausendjähriges Reich“ propagiert, begann am 30. Januar 1933 mit der Machtübergabe an Adolf Hitler zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und endete am 8. Mai 1945 mit der Kapitulation. Das waren 4481 Tage Tyrannei. Nachdem am 1. Februar 1933 der Reichstag aufgelöst worden war, schränkten die Machthaber in den folgenden, von nationalsozialistischem Terror gekennzeichneten Wochen die politischen und demokratischen Rechte durch Notverordnungen des Präsidenten ein. Als entscheidenden Schritt auf dem Weg zur Diktatur gilt das Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933. Der Reichstag verlor damit praktisch jegliche Entscheidungskompetenz. Neben vielen anderen wurden auch Parlamentarier ohne Gerichtsverfahren in Konzentrationslager eingesperrt, gefoltert und ermordet. Vor 80 Jahren, am 1. September 1939, begann der Zweite Weltkrieg mit dem Überfall der deutschen Wehrmacht auf Polen. Knapp 60 Millionen Menschen verloren während des 2076 Tage dauernden Krieges ihr Leben.

Als erste Bundesregierung gab die sozial-liberale Koalition unter Willy Brandt am 8. Mai 1970 eine offizielle Regierungserklärung anlässlich des 25. Jahrestages im Deutschen Bundestag ab. Vertreter der CDU/CSU-Opposition versuchten, dies zu verhindern, und erklärten „Niederlagen feiert man nicht“ und „Schande und Schuld verdienen keine Würdigung“. Bereits anlässlich des 20. Jahrestages hatte Bundeskanzler Ludwig Erhard eine Erklärung im Rundfunk und Fernsehen verlesen, in der er anlässlich des Tages der deutschen Kapitulation betonte, dass dem militärischen Zusammenbruch ein geistiger und moralischer Verfall vorausgegangen sei. Nur wenn mit der Niederwerfung Hitler-Deutschlands Unrecht und Gewaltherrschaft aus der Welt getilgt worden wären, dann allerdings hätte die ganze Menschheit Grund genug, den 8. Mai als einen Gedenktag der Befreiung zu feiern.

Bei der Bewältigung unserer faschistischen Vergangenheit haben wir uns nicht immer mit Ruhm bekleckert. Ich bin dafür, dass der 8. Mai als Gedenktag zum gesetzlichen Feiertag wird. Ich stehe damit leider mit meiner Meinung ziemlich alleine, aber es würde unserer Demokratie gut stehen, sie stärken und einer Wiederholung dieser Gräuelherrschaft entgegenstehen. Nur wer seine Vergangenheit kennt, kann verhindern, dass sich Fehler wiederholen.

Wir leben nun 75 Jahre in Frieden und Freiheit. Das ist gut und soll auch so bleiben. Allerdings ist Demokratie kein Selbstläufer, wir müssen uns täglich für sie einsetzen und sie verteidigen. Gestern, heute und morgen. Ei Gude, wie!