Impfquote im MKK zu niedrig

Dr. Ralf-Rainer Piesold

Die Pandemie kann nur erfolgreich bekämpft werden, wenn die Bevölkerung schnellstmöglich geimpft wird. Dass Deutschland mit einer Impfquote von 12,06 Prozent auf den 40. Platz kommt, ist schon nicht erklärbar. Immerhin kommen die Briten auf eine Quote von 46 Prozent und die USA auf immerhin etwas über 30 Prozent, In Deutschland ist Hessen mit 11,76 Prozent leider auch unterdurchschnittlich. Der Main-Kinzig-Kreis liegt mit 9,8 Prozent fast 2 Prozent unter dem hessischen Durchschnitt. Wenn man also den Maßstab Hessen anlegt, müssten im Main-Kinzig-Kreis nicht 41.368 Menschen geimpft sein, sondern 49.726 Personen (Stand 3.4.2021).

Das sind 8.358 Personen, die eigentlich mehr geimpft sein müssten. Großkrotzenburg hat 7.374 Einwohner. Auch bei einer Berücksichtigung der 4.000 Dosen, die von den Hausärzten verimpft werden sollen, ist noch eine deutliche Differenz erkennbar. Wenn man internationale Maßstäbe anwendet, würde man noch auf ganz andere Werte kommen. Woran liegt es nun, dass wir im Main-Kinzig-Kreis unterdurchschnittlich versorgt werden?

Vielleicht sind die Zahlen des MKK Corona Dashboards falsch oder es gibt andere Ursachen. Dies kann eigentlich nur die Kreisspitze beantworten. Dass im Main-Kinzig-Kreis das Impfangebot zu niedrig ist, liegt mit Sicherheit aber auch an den Bestimmungen des Landes Hessen oder des Bundes, der zum Beispiel für Impfbeschaffung verantwortlich ist.

Über Beschaffungsprobleme ist schon viel geschrieben worden. Aber auch die sogenannte Priorisierung hat ihre Tücken. Nach dieser Liste dürfen sich nur Menschen impfen lassen, die den Bestimmungen zur Schutzimpfungen mit höchster oder mit hoher Priorität unterliegen. Diese ändern sich häufig und sind auch relativ schwer verständlich. Eine Hochschule ist keine Schule, eine Abendschule ist eine Schule. Durch diese teilweise verwirrenden Regelungen kommt es vor, dass Personen sich irrtümlich registrieren. Der Impfwillige will und darf natürlich nicht zum Impfdrängler werden und wird dann den Termin stornieren müssen oder er wird abgewiesen. Im schlimmsten Fall verfällt so der Termin und der Impfstoff könnte sogar unbrauchbar werden.

Aber auch die Frage, dass der Impfstoff nicht mehr nachgefragt wird, führt zu den niedrigen Raten. So wurden in Deutschland in den vergangenen Wochen tausende Impftermine, die den Impfstoff AstraZeneca anwenden wollten, abgesagt. Diese Termine konnten wahrscheinlich nur teilweise neu vergeben werden. Das Landratsamt Konstanz reagierte schnell und eröffnete ein alternatives Buchungssystem, um die Termine neu zu besetzen. Auch in Berlin erfolgt eine flexiblere Regelung. Vielleicht wäre es auch denkbar, dass Impfwillige, die nicht die bürokratischen Voraussetzungen erfüllen, versorgt werden könnten. Leider kommen solche flexiblen Lösungen nicht überall zum Einsatz.

Irgendwie trauere ich schon den ehemaligen Landrat Pipa nach, der oft unkonventionell gehandelt und sich lautstark eingesetzt hat. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt und ich glaube, dass die Impfbestimmungen immer öfters flexibler gehandhabt werden.

Es wird Zeit, dass das auch in Hessen und im Main-Kinzig-Kreis geschieht. Der Lockdown mit Ausgangssperren ist die Ultima Ratio, dessen Erfolgsgarantie nicht sicher ist. Deswegen muss gelten: Impfen - na klar und möglichst für alle, die es wollen.