Die Wälder brauchen Hilfe

Dr. Peter Tauber (CDU), Bundestagsabgeordneter

In Äthiopien wurde vor zwei Wochen ein Weltrekord aufgestellt. 354 Millionen Setzlinge wurden innerhalb von zwölf Stunden in den Boden gebracht. Nur wenige Tage später haben im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh mehr als eine Million Menschen 220 Millionen Setzlinge gepflanzt.

Der Wald ist nicht nur in Deutschland, sondern weltweit ein Thema: Wer in diesem Sommer durch unsere Wälder streift, wird feststellen, dass in unseren Wäldern große Schäden entstanden sind, die einer Aufforstung bedürfen. Stürme, Dürre, Hitze und Schädlinge wie der Borkenkäfer haben unseren Wäldern in erheblicher Weise zugesetzt. 32,4 Millionen Kubikmeter Holz sind im vergangenen Jahr als Schadholz zu verbuchen, in diesem Jahr rechnen Experten mit weiteren 35 Millionen Kubikmetern. Hinzu kommen Verluste durch vertrocknete Kulturen und bei Pflanzungen, die sich auf 110.000 Hektar addieren. Hessen Forst hat jüngst bekannt gegeben, dass alleine in den hessischen Staatswäldern in den nächsten Jahren 20 Millionen Bäume aufgeforstet werden müssen.

Die Bundeslandwirtschaftsministerin hat im vergangenen Jahr in einem ersten Schritt zur Bewältigung der Schäden und zur langfristigen Stabilisierung der Wälder betroffenen Waldeigentümern für die kommenden fünf Jahre 25 Millionen Euro zur Wiederaufforstung, der Räumung von Schadflächen sowie für Maßnahmen zur Bekämpfung von Schädlingen bereitgestellt. Diese Mittel sollen nun verdoppelt werden, sodass zusammen mit Ländermitteln jährlich 16,7 Millionen Euro zur Verfügung stehen.

Zur Wahrheit gehört aber, dass dies bei Weitem nicht ausreichend wird. Zur Aufforstung in unseren Wäldern, der Bekämpfung des Borkenkäfers, der Anlage von Löschteichen benötigen wir in den nächsten Jahren mindestens 500 Millionen Euro. Das Aufbringen dieser immensen Summe wird eine enorme Kraftanstrengung. Wenn wir allerdings den Wald als die grüne Lunge unserer Gesellschaft bewahren wollen, muss uns dies jede Anstrengung wert sein.

Der Wald ist Klimaschützer Nummer 1. In den Bäumen in deutschen Wäldern werden 1,2 Milliarden Tonnen Kohlenstoff gebunden, was einer CO2-Menge von 4,3 Milliarden Tonnen entspricht. Der Wald spielt daher eine zentrale Rolle zur Erreichung der Klimaziele für 2030 und 2050. Dies untermauert auch jüngst eine Studie der ETH Zürich, die zeigt, dass ein Aufforsten rund um den Globus einen großen Teil der menschengemachten CO2-Emissionen ausgleichen kann. Und dann sind wir wieder in Äthiopien und Indien. Es ist gut, dass rund um den Globus Regierungen, Beamte, Unternehmen, Schüler und Studenten die Notwendigkeit erkennen, Bäume zu pflanzen. Bund und Länder werden ihren Beitrag zum Waldumbau leisten. Dies geschieht seit Jahren. Aber wir sollten nicht nur nach dem Staat rufen, sondern ein jeder von uns sollte in dieser außergewöhnlichen Situation einen eigenen kleinen Beitrag zur Aufforstung leisten. Die Wälder und auch die Waldbesitzer brauchen unsere Hilfe rasch, damit sie an den Klimawandel angepasst werden können.